Bessere Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit rheumatoider Arthritis sind auch gut für die Gesellschaft
Bei rheumatoider Arthritis und vielen anderen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises greift das Immunsystem der betroffenen Patienten irrtümlich eigenes Gewebe an. Unbehandelt verursachen diese Krankheiten meist lebenslang andauernde schwere Symptome und Funktionseinschränkungen. Dank zahlreicher Medikamente, die unterschiedliche Komponenten des fehlgeleiteten Immunsystems dämpfen, können aber viele Betroffene mittlerweile beschwerdearm und ohne größere Einschränkungen ihrer Beweglichkeit leben. Das ist nicht nur gut für die einzelnen Patienten, sondern führt auch gesamtgesellschaftlich zu positiven Effekten.

Davon berichtet der Report „Medizinische Biotechnologie 2019 – Biopharmazeutika: Wirtschaftsdaten und Nutzen für Patienten mit Autoimmunerkrankungen" von vfa bio und Boston Consulting Group.
Seit den 1990er-Jahren haben Pharma- und Biotech-Unternehmen zahlreiche Medikamente mit neuen Wirkstoffen gegen Autoimmunkrankheiten entwickelt; fast alle sind Biopharmazeutika, enthalten also gentechnisch hergestellte Wirkstoffe.

Ihre Entwickler haben auch dafür gesorgt, dass Patienten viele dieser Medikamente auch selbst anwenden können. Das ist nicht trivial; denn Biopharmazeutika können nicht geschluckt, sondern müssen infundiert oder injiziert werden. Von Diabetes haben die Unternehmen gelernt, dass man den Patienten helfen kann, wenn man für sie statt einer Spritze ein Gerät zur Selbstinjektion anbietet; im Fall der autoimmunen rheumatischen Krankheiten sind das in der Regel sogenannte Pens.
Gesamtgesellschaftliche Wirkung
Die Therapiefortschritte durch die neuen Medikamente machen sich auch bei gesamtgesellschaftlich relevanten Kenngrößen bemerkbar. Gut dokumentiert ist das beispielsweise für die rheumatoide Arthritis (das entzündliche Gelenkrheuma), und zwar in der Kerndokumentation des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums (Datenauswertung bis 2016).
Die folgende Abbildung zeigt in einer Zeitreihe von Balken von 1997 bis 2016, welcher Anteil der Rheuma-Patienten im betreffenden Jahr wegen dieser Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden musste.

Man sieht, dass sich dieser Anteil nahezu halbiert hat. In diese Zeit fiel auch die Einführung der Biopharmazeutika für Rheuma-Patienten: Sie kamen ab 1999 nach und nach auf den Markt, brauchten allerdings einige Jahre, bis sie breiter angewendet wurden. Sie dürften neben anderen Therapiefortschritten wesentlich zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen haben.
Die Kurve in der gleichen Abbildung gibt an, wie viele Tage die Rheumapatienten, die doch im Krankenhaus behandelt werden mussten, durchschnittlich im betreffenden Jahr stationär aufgenommen wurden. Man sieht, dass sich auch diese Werte nahezu halbiert haben. Auch das dürfte wesentlich den besseren Therapiemöglichkeiten zu verdanken sein.
Dazu passt auch, dass im Untersuchungszeitraum bei den Patienten mit rheumatoider Arthritis der Anteil derjenigen gestiegen ist, die erwerbstätig sein konnten. Das zeigt die folgende Abbildung.

Der Anstieg trifft sowohl auf Frauen (hellblaue Balken) zu als auch auf Männer (dunkelblaue Balken). Der Effekt ist stärker, als es der allgemeinen Entwicklung der Jobkonjunktur dieser Jahre entspricht. Und der Grund dafür liegt in weniger Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung, weil vielfach die Krankheit aufgehalten und Schmerzen und Versteifung der Gelenke vermieden werden konnten.
Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass Biopharmazeutika Nutzen nicht nur für die einzelnen Patienten schaffen, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt: in diesem Fall durch Erhalt der Produktivität und Schonung der Sozialkassen.