Pharma und Biotech mit hoher Innovationskraft
Einen wesentlichen Beitrag zur Innovationskraft in Deutschland leistet die forschende Pharma- und Biotech-Industrie, die allein hierzulande mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert. Und auch international ist Pharma/Biotech die innovativste Branche. Im jüngsten Bloomberg-Ranking der innovativsten Länder weltweit belegt Deutschland den ersten Platz.

Pharma- und Biotech-Unternehmen investieren prozentual am meisten in F&E
Zu Deutschlands Innovationskraft tragen ganz wesentlich die forschenden Pharma- und Biotech-Unternehmen bei. Diese investierten allein im Jahr 2018 ein Fünftel ihres Umsatzes in die Entwicklung neuer Arzneimittel. Dies ist der Spitzenwert unter allen Branchen – bei den Automobilherstellern als umsatzstärkste Industrie hierzulande sind es nur etwa 8% ihrer Einnahmen. Mehr als sieben Milliarden Euro geben die forschenden Pharma- und Biotech-Unternehmen mit ihren rund 18.600 Forscherinnen und Forschern in Deutschland jährlich für die Erforschung und Entwicklung innovativer Medikamente aus. Dies entspricht rund 30 Millionen Euro pro Arbeitstag.(1)
(2)
Nicht nur in Deutschland sind die forschenden Pharma- und Biotech-Unternehmen Innovationstreiber. Basierend auf einer Untersuchung der Investitionen internationaler börsennotierter Firmen im Jahr 2018 durch die Beratungsgesellschaft EY kommen drei der zehn Unternehmen mit den höchsten absoluten F&E-Ausgaben aus der pharmazeutischen Industrie. Und betrachtet man den relativen Anteil der Forschungsinvestitionen am Umsatz der Firmen, sind unter den Top 10 gleich acht forschende Pharma- und Biotech-Unternehmen – sie belegen die ersten sechs Plätze bei dieser Auswertung. Dieses Bild ergibt sich auch für die gesamte Branche: Pharmaindustrie und Biotechnologie führen mit durchschnittlichen Forschungsausgaben von 17,1% in Relation zum Umsatz deutlich vor der IT- und Digitalindustrie, die mit 8,7% Forschungsausgaben auf Platz zwei folgt.(3)
Deutschland führend beim Bloomberg-Innovationsindex
Innovationen werden gerne als Motor der Wirtschaft bezeichnet, denn nur wer kontinuierlich neue Produkte oder Dienstleistungen erfindet, hat die Nase vorn.(4)
Daher spielt für die Standortwahl von Unternehmen die Innovationskraft eines Landes eine große Rolle. Laut dem Innovationsindex des Medienunternehmens Bloomberg belegte Deutschland 2019 den ersten Platz unter den innovativsten Staaten der Welt. Die Bundesrepublik konnte sich damit im Vergleich zu 2018 um einen weiteren Platz verbessern und an Südkorea vorbeiziehen.(5)
Für den Index wurden über 60 Staaten in sieben Indikatoren wie Forschungsintensität, Produktivität und Patentanmeldungen verglichen und am Ende nach den Einzelplatzierungen gewichtet. Deutschland konnte insbesondere mit einem hohen Anteil an Hightech-Unternehmen sowie vielen Patenten (allein 584 Patentanmeldungen in 2018 beim Europäischen Patentamt durch Pharmafirmen in Deutschland), bezogen auf die Einwohnerzahl und das Bruttoinlandsprodukt punkten.(6)
Dagegen besteht Verbesserungsbedarf in den Bereichen Produktivität und tertiäre Bildung (Hoch- und Fachschulbildung); dort rangiert die Bundesrepublik nur im internationalen Mittelfeld. Auf den weiteren Top-Plätzen hinter Deutschland und Südkorea kamen 2019 Singapur, die Schweiz und Schweden. Die USA rutschten von Platz acht auf neun ab, während China von Platz 16 auf 15 aufstieg.
Den Anschluss nicht verlieren
Wie innovativ Deutschland im internationalen Vergleich ist, hängt jedoch auch davon ab, welche Standortfaktoren zur Bewertung der Innovationskraft herangezogen werden. So sieht etwa der „Innovationsindikator 2020“ des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) die Bundesrepublik zwar ebenfalls unter den innovationsstärksten Nationen, allerdings nur auf Platz vier nach der Schweiz, Singapur und Belgien. In diesem Innovationsindikator, der vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des BDI erstellt wurde, flossen unter anderem die Innovationskraft der Wirtschaft wie auch die staatlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für erfolgreiche Innovationen ein. Die Autoren der Studie stellten darin unter anderem fest, dass Deutschland in keiner Subkategorie eine Spitzenposition vertritt. Deutschland konnte in wichtigen Themenfeldern trotz guter wirtschaftlicher Lage keine Fortschritte erzielen. So befindet sich Deutschland – so die Autoren – unter anderem im Bereich der Forschungsexzellenz mit tendenziell nach unten zeigendem Trend im Mittelfeld.(7)
Investitionen in Pharmaforschung tragen Früchte
Die hohe Forschungsintensität der Pharma- und Biotech-Industrie hängt auch damit zusammen, dass das Endprodukt Arzneimittel ein Hochtechnologieprodukt ist: Durchschnittlich 1 bis 1,6 Milliarden Dollar kostet die Entwicklung eines neuen Präparats. Dass die Investitionen auf fruchtbaren Boden fallen, zeigt sich darin, dass Pharmafirmen im vergangenen Jahr 25 neue Arzneimittel – darunter 13 Biopharmazeutika – in Deutschland auf den Markt gebracht haben. Davon dienen zehn zur Behandlung von Krebserkrankungen. Aber auch ein neues Antibiotikum und insgesamt sechs weitere Arzneimittel für seltene Erkrankungen stehen nun den Patienten hierzulande zur Verfügung.(8) (9)
Literaturtipps
(1) https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Gutachten/Pharma_Standort_D/Foliensatz_Deutschland_2019.pdf
(2) https://www.vfa.de/de/wirtschaft-politik/wirtschaft/pharmaforschung-wirkt-auch-wirtschaftlich
(3) https://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/ey-at-analyse-top-500-f-e-unternehmen-weltweit/$FILE/EY%20Top%20500%20FE%20Unternehmen%20Welt%202019.pdf
(4) https://www.vfa.de/embed/pos-pharma-biotech-innovationen.pdf
(5) https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-01-18/germany-breaks-korea-s-six-year-streak-as-most-innovative-nation
(6) https://www.vfa.de/de/wirtschaft-politik/wirtschaft/forschende-pharmaindustrie-deutschland-wirtschaftliche-bestandsaufnahme
(7) http://www.innovationsindikator.de/fileadmin/content/2020/pdf/Innovationsindikator_2020-kompakt.pdf
(8) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26928437-innovation-in-the-pharmaceutical-industry-new-estimates-of-rd-costs/
(9) https://www.vfa.de/de/presse/pressemitteilungen/pm-036-2019-bilanz-2019-neue-medikamente-bringen-fortschritt-fuer-patienten.html