Biopharmazeutika: Wirtschaftsdaten und Therapiefortschritte durch Antikörper
Der aktuelle Biotech-Report zur Lage der medizinischen Biotechnologie in Deutschland, der von der Boston Consulting Group für vfa bio erstellt wurde, liegt vor. Als einziger umfasst dieser jährlich erscheinende Bericht alle Aktivitäten der medizinischen Biotechnologie in Deutschland – in Startups wie in großen Firmen. Neben den wirtschaftlichen Kennzahlen der medizinischen Biotechnologie in Deutschland für das Jahr 2020 stehen die Fortschritte für Patienten durch Antikörper-Therapien sowie der Produktionsstandort Deutschland für Biopharmazeutika im Mittelpunkt des diesjährigen Reports.

Die wichtigsten Wirtschaftsdaten der medizinischen Biotechnologie in Deutschland für 2020 auf einen Blick:
- Der Umsatz mit Biopharmazeutika (Apotheken und Klinikmarkt) erhöhte sich gegenüber 2019 um 14 % auf 14,6 Milliarden Euro. Der Anteil dieses Umsatzes am Gesamtpharmamarkt stieg von 29,0 % auf 30,8 %. Wachstum gab es in allen medizinischen Anwendungsgebieten.
- Biosimilars wachsen nach ihrer Markteinführung in Deutschland stark; sie erreichen bereits im ersten Jahr signifikante Marktanteile von bis zu 60 %, einige sogar deutlich mehr. Im Durchschnitt erzielten sie 2020 einen Umsatzanteil von 52 % im entsprechenden biopharmazeutischen Segment.
- Mit 25 neu zugelassenen Biopharmazeutika kamen diese auf einen Anteil von 45 % aller Neuzulassungen.
- Die Pipeline ist um 2,7 % gewachsen: Die Zahl der biopharmazeutischen Präparate in klinischer Entwicklung erhöhte sich binnen Jahresfrist von 640 auf 657.
- Die Firmen der medizinischen Biotechnologie stellten weiterhin neue Mitarbeiter*innen ein. Die Belegschaft vergrößerte sich deutlich um 5,4 % auf gut 44.600 – ein neuer Rekordstand.
Schwerpunkt rekombinante Antikörper
Der Schwerpunkt des Biotech-Reports 2021 (kostenlose Bestellung oder Download) liegt auf rekombinanten Antikörpern, die wichtige innovative Therapien für Erkrankungen bieten, welche bisher nur unzureichend oder gar nicht behandelt werden können. Ende 2020 waren bereits 82 Vertreter dieser Wirkstoffklasse in Deutschland zugelassen, doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Mit 32 % aller zugelassenen Biopharmazeutika bilden Antikörper die wichtigste Gruppe, wobei sie in sehr vielen verschiedenen medizinischen Anwendungsgebieten zum Einsatz kommen.
Auch bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie leisten Antikörper ihren Beitrag. Mit Hilfe rekombinanter DNA-Technologie lassen sich zudem ganz neue, in der Natur nicht vorkommende Antikörperformate realisieren, die Antikörperderivate. Diese zeichnen sich durch verbesserte Funktionalität wie geringere Immunogenität, längere Halbwertszeit oder durch die Bindung von mehr als einem Antigen aus.
Noch mehr aktuelle Erkenntnisse aus dem Biotech-Report 2021 von vfa bio wurden am 29. Juni im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt und erläutert.
Einen Video-Mitschnitt der Veranstaltung finden Sie hier.
Produktionsstandort Deutschland für Biopharmazeutika
Der Produktionsstandort Deutschland für Biopharmazeutika weist sowohl Licht als auch Schatten auf: Nur in den USA werden mehr biopharmazeutische Wirkstoffe, die in der EU zugelassen sind, produziert – Deutschland ist hier weiterhin die weltweite Nummer 2. Bei den Produktionskapazitäten (nach Volumen der Fermenter) ist Deutschland allerdings seit 2018 um zwei Plätze zurückgefallen und liegt jetzt nur noch auf dem fünften Rang. Eine Ursache dafür sind die steuerlichen Rahmenbedingungen, die im Vergleich zu anderen Ländern, in denen deutlich mehr in die biopharmazeutische Produktion investiert wird, nicht kompetitiv sind.
Handlungsempfehlungen für den Standort Deutschland
Die Covid-19-Pandemie stellt Deutschland, Europa und die Welt vor größte Herausforderungen. Statt einer Rückkehr zum Status quo ante sollte die Pandemie als Chance genutzt werden, um Bürokratie abzubauen und gezielt zukunftsträchtige und innovative Industrien und Technologien wie die Arzneimittelforschung, -entwicklung und -produktion einschließlich der medizinischen Biotechnologie in Deutschland zu stärken. Im Einzelnen bedeutet das:

Wenn alle diese Punkte berücksichtigt werden und sämtliche involvierten Akteure bei deren Umsetzung an einem Strang ziehen, stehen die Chancen gut, dass sich Deutschland im internationalen Wettbewerb behaupten kann – zum Nutzen für die Patient:innen, die Gesellschaft und den Standort Deutschland.